Kunstwerke, die das Licht brechen
Glasblasen. Auch dieses seit Jahrhunderten bekannte Handwerk hat heute noch Konjunktur. Es passierte ca 5000 vor Christus, dass ein neben sich stehender Töpfer eine noch ungebrannte Keramik fallen ließ und diese später im Ofen, mit Natron und kalkhaltigem Sand bedeckt, heiß wurde. Seit diesem Tag, an dem das erste Glas entstand, haben sich die Hauptbestandteile – Tonerde, Sand, Natron, Kalk und Pottasche – nur minimal verändert.
Der Künstler Herbert Böhm-Dores bläst, schmilzt und formt aus diesem zerbrechlichen Werkstoff wunderschöne Vasen mit Montagetechnik. Diese stellt für einen Kunstglasbläser eine große Herausforderung dar, denn er muss verschieden farbige Glaselemente aneinander festschmelzen. Werden verschieden farbige Elemente miteinander verschmolzen, nennt man das Montieren. Er erhitzt die farbige Glasröhre, auch als Spitze bekannt, vor dem Glasbrenner. Nach dem erreichen einer bestimmten Schmelztemperatur setzt der Glasbläser die Spitze auf den ebenfallst heiß gemachten Glaskörper, sodass sie beiden Glaselemente zu einem verschmelzen. Dieser Vorgang wird beliebig oft wiederholt, je nach dem welches Design erwünscht ist.
Es kommt vor, dass Böhm-Dores bis zu 50 unterschiedliche Stücke miteinander verbindet. Es ist klar, dass es einige Zeit in Anspruch nimmt, durch gezieltes Blasen, Trennen und erneutes Verschmelzen und Verdrehen das bestimmte Motiv auf der Glasfläche zu erreichen.
Unter der Voraussetzung guter Laune und vieler Aufträge, verrät uns Böhm-Dores, verbringe er bis zu 60 Stunden in seiner Werkstatt.
Schon als Kind interessierte sich der aus Thüringen stammende Künstler fürs Zeichnen und Modellieren. Mit 14 Jahren ging er schon auf die Glasfachschule in Lauscha.
Glas sei nicht gleich Glas, so Böhm-Dores. Das richtige Gefühl für das Material lernte er erst von seinen Lehrern.
Gerade bei der Montagetechnik sind Stärke und Farbe eine sehr wichige Rolle:
Nicht alle Gläser werden bei der gleichen Temperatur zähflüssig, was die Verarbeitung recht schwierig macht.
Im Gegensatz zu rotem Montageglas in einer Vase verläuft das blaue wesentlich langsamer. Wenn man Rohglas hinterher mit Metalloxiden und speziellen Granulaten verschmelzt, leuchtet es unter Verwendung von Kobalddioxiden blau, Eisenoxid lässt das Sand-Natron-Gemisch grün werden. Der Glasbläser sei aber nicht für das Färben zuständig sondern für die Verarbeitung zu Motiven und Mustern.
Intensive Farben werden von Böhm-Dores nur wenige benutzt. Er montiert in die weiße Grundfläche meist nur ein wenig blau oder grün, gelegentlich auch mal leuchtendes Rot oder Orange, was dazu führt, dass seine Vasen nie zu bunt oder überladen wirken: Seine Werke strahlen immer Ruhe und Phantasie aus. Wie er das macht? Durch die Grundfläche aus Klarglas haben seine Stücke einen schwerelosen Charakter. Böhm-Dores sagt er drücke in seinen Werken die Atmosphäre aus, die er zum Arbeiten brauche. Er verkrafte keine Hektik oder Stress, was er in seiner Zeit als kaufmännischer Betriebsleiter wahrscheinlich genug hatte.
Pausen seien wichtig, so setze er sich wenn es ihm zu viel in seiner Werkstatt wird erstmal nach oben und trinke eine Tasse Kaffee, bevor er weiterarbeite. Aber woher kommt eigentlich das Glas mit dem der Künstler tagtäglich arbeitet? Er kaufe es in Röhrenform in Glashütten.
Ein Hochofen schmilzt es dort. Die Arbeit ist allerdings nichts für Zartbesaitete, denn die Glasröhren werden bei kaum erträglicher Hitze bis zu 50 Meter lang gezogen. Böhm-Dores findet es schon in seiner Werkstatt heiß genug, wo, um das Glas zum Laufen zu bringen, zwischen 600 und 900 Grad Celsius herrschen.
Jeder, der sich Böhm-Dores Glaskunstwerke ansehen möchte, die alle in studenlanger Kleinarbeit geschaffen wurden, kann noch bis zum 20. Oktober in die “Galerie Glaswerk” in der Kantstraße 138/Ecke Schlüterstraße kommen. Öffnungzeiten: Mo-Fr 11 bis 18 Uhr, Sa 10 bis 14 Uhr.