Was ist eigentlich Muranoglas?
Überall wo Schmuck angeboten wird, sind heute auch Schmuckstücke aus Muranoglas zu finden. Das Muranoglas wurde in den letzten Jahren zu einem Modebegriff in der Schmuckwelt. Glasanhänger und Glasringe sind die beliebtesten Schmuckstücke aus Muranoglas. Der Modeschmuck aus Glas wird mit den verschiedensten Materialien kombiniert. Aber was ist eigentlich Muranoglas?
Das Muranoglas kommt, wie sein Name schon zeigt, von der Insel Murano unweit von Venedig entfernt. Als Wiege der mitteleuropäischen Glaskunst hatte sich Venedig bereits im 13. Jahrhundert einen Namen gemacht. Überall in der Stadt befanden sich Glashütten. Nach einem großen Brand 1291 stieg in der Stadt die Angst vor weiteren Bränden. Die Stadtobersten von Venedig ordneten an, dass die Glasbläser ihre Werkstätten auf die Insel Murano verlegen mussten.
Aber nicht nur der Brandschutz war der Grund. Auf einer Insel war auch die bessere Geheimhaltung der Geheimnisse der Glasherstellung möglich. Den Glasbläsern ging es sehr gut, sie hatten einen angesehenen Stand. Die Insel durften sie jedoch nicht verlassen, um ihr Wissen nicht auszuplaudern. So wurden die Rezepte und Geheimnisse der Glasbläserkunst über Generationen hinweg innerhalb der Familien weitergegeben. Es entwickelte sich eine besondere Glaskunst, wie sie auch heute noch nur die Glashersteller aus Murano beherrschen. Und Murano wurde zur Welthauptstadt des Glases. In der tausendjährigen Glastradition ist es der Insel Murano gelungen, manuell verarbeitetes Glas auf höchstem Niveau herzustellen. Die Verarbeitbarkeit des Glases, die Qualität, die Reinheit der Struktur, seine Stabilität und auch sein Glanz sowie die Transparenz der Farben des auf der Insel Murano hergestellten Glases sind hervorragend. Der Name Muranoglas sollte sich also streng genommen auf Rohglas oder fertige Glasprodukte “made in Murano” beziehen.
Daneben sollte man vielleicht den Begriff “Muranoglas-Stil” einführen. Glas besteht aus den Basiselementen Sand, Soda und Kalk. Diese werden mit Färbemitteln vermischt und bei etwa 1370 Grad Celsius verschmolzen. So entsteht eine Glaspaste, die bereits bei 480 Grad Celsius zu erhärten beginnt. Die beste Bearbeitungstemperatur liegt bei etwa 1100 Grad Celsius. Um diesen Prozess herum erstrecken sich die unendlichen Möglichkeiten der Glaskunst. Bei der ältesten und auf der Insel Murano am weitesten verbreiteten Technik zum Herstellen von Muranoglas werden verschiedene Glassorten miteinander verschmolzen. Auch Gold oder Silber und anderes hochwertiges Material kann mit eingesetzt werden. Verschiedene dünne Glasstäbchen werden miteinander zu einem Geflecht, der sogenannten „Murrine“ (oft auch als “Millefiori” bezeichnet), verschmolzen.
Anschließend werden davon scheibchenweise dünne runde Blättchen geschnitten. Diese zeigen das typische Rosettenmuster. Zur weiteren Verzierung werden sie erneut aufgeschmolzen. Die Murrine eignen sich besonders zur Weiterverarbeitung zu Glasschmuck, wie Glasanhänger, Glasringe, Elemente für Armbänder, oder zu anderen Schmuckstücken, wie beispielsweise auch zu Schmuckperlen. Ein besonders schwieriger Prozess ist das abschließende langsame Erkalten in einem Kühlofen. Die Ausübung dieses Glashandwerks bedarf sehr viel Geduld und Fantasie sowie Genauigkeit und Handfertigkeit. Auch heute noch werden die Kenntnisse oft vom Vater an den Sohn weitergegeben.
Die Originale der Muranoglas-Schmuckobjekte werden nach wie vor hauptsächlich in den Glasbläsereien der Insel Murano entworfen und hergestellt. Hier bearbeiten die Handwerker das Glas in unterschiedlichen Formen noch auf dieselbe Art und Weise wie ihre Vorfahren. Die Technik, den Rohstoff Muranoglas herzustellen, beherrschen nur die Glashersteller aus Murano. Bisher ist es noch keinem gelungen, diese Herstellungskunst zu imitieren.
Gegenwärtig erleben wir jedoch eine Flut von Schmuckimporten im Muranoglas-Stil, vor allem aus China. Sie sind billig und von geringer Qualität. Wegen der Beliebtheit von Muranoglas wird auch der Muranoglas-Stil imitiert. Beim Kauf von Muranoglas-Schmuck ist es geboten, genau hinzuschauen und die Herkunft und Echtheit zu erfragen. Selbst in den Touristenshops auf Murano kann es passieren, dass der Kunde “Muranoglas made in China” erwirbt.